Deutschland ein Hippie-Staat
In diesem Jahr könnten mehr Flüchtlinge kommen als bisher erwartet. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte, die Prognose von 800 000 Flüchtlingen in diesem Jahr sei überholt.
„Schaffen wir’s?“
Deutschland verhalte sich „wie ein Hippie-Staat, der nur von Gefühlen geleitet wird“, kritisiert der britische Politologe Anthony Glees kürzlich im Deutschlandfunk. Recht hat er: Abitur für alle, kostenloses Studium, Frührente, Schule als Integrations- und nicht als Bildungseinrichtung, atomfreie Zone, koste es, was es wolle, Bio-gasanlagen für die Industrie, Zerschlagung der Energiekonzerne und nun auch noch Hunderttausende von Flüchtlingen aus aller Welt.
[EXPAND …mehr/weniger…]500 000 pro Jahr meint Gabriel, das schaffen wir doch. Die paar hunderttausend Wohnungen pro Jahr für Flüchtlinge, das machen wir mit links. Ein paar Tausend Lehrer, die pro Jahr zusätzlich eingestellt werden müssen, Deutschlehrer für 500 000 Ausländer, einklagbare Kitaplätze für jährlich 50000 Kinder ohne Deutschkenntnisse und vornehmlich muslimischen Glaubens an unseren Schulen, Hunderte von Moscheen, die – versteht sich – den Muslimen den Weg in die Integration erleichtern werden – das schaffen wir.
Und die CDU schaut glücklich zu, während es den Kommunen langsam dämmert, dass diese Kosten zulasten der Bevölkerung gehen, die all das mit ihrer Hände Arbeit erwirtschaftet. Bereits jetzt haben wir in Mannheim, Duisburg und Berlin Problemräume, die von der Polizei nur gruppenweise betreten werden können.
England droht, auch wegen der EU-Ausländerpolitik, aus der EU auszutreten, Dänemark verschärft die Asylpolitik, Ungarn baut neue Grenzzäune, Spanien schützt sich bereits mit meterhohen Zäunen, am Kanaltunnel werden Barrikaden aufgebaut, um dem Druck von 3000 Flüchtlingen standzuhalten, Griechenland schafft überhaupt keine geregelte Asylpolitik mehr, aber Deutschland schreit: Willkommen, 500 000 Flüchtlinge pro Jahr, das schaffen wir mit links. Und wenn man zu Besinnung mahnt, verschüchtert einwendet, dass Deutschland eine Kulturnation sei und sich nicht beliebig auflösen dürfe, wird man in die Nähe von „Pack“ und „Mob“ gerückt, wie sich hohe Regierungsvertreter mittlerweile auszudrücken belieben. Andere Länder schütteln den Kopf. „Deutschland, ein Hippie-Staat, der nur von Gefühlen geleitet wird“ – ich mag den Pragmatismus der Briten.
Rolf Bergmeier, Koblenz
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Dass die meisten Bundesbürger und auch maßgeblichen Politiker die Lage
differenzierter und klüger analysieren als Herr Bergmann, geht aus der
Reaktion der Bevölkerung
und vielen klugen Kommentaren hervor.
Es wäre müßig und man würde Herrn Bergmann zu viel der Ehre antun, wenn
man auf jedes einzelne „Argument“ eingehen würde.
Ich warne davor, mit solchen Pauschalisierungen an die Sache
heranzugehen. Klar ist doch, dass nicht jeder Kritiker der deutschen
Asylpolitik gleich an den Pranger gestellt werden darf. Andererseits ist
auch nicht jeder Flüchtlingshelfer (wie ich zum Beispiel) ein naiver
Gutmensch, der die Schwierigkeiten und Probleme, mit denen wir jetzt und
in Zukunft
umgehen müssen, nicht sieht und jeden der hier Ankommenden zu einem
Heiligen verklärt. Die Menschen sind da. Mit warmen Herzen und kühlen
Verstand muß die Sache angegangen werden.
Natürlich bekommt der Politologe Glees, der die Deutschen eben mal ganz
britisch cool pauschal als Hippie-Volk bezeichnet, auch Zuspruch. Man
muß sich aber mal ansehen von wem. Da ist zum Beispiel die Wochenzeitung
„Die junge Freiheit“, die Politkwissenschaftler im Grenzbereich zwischen
Konservatismus und Rechtsextremismus verorten und als
Sprachrohr der Neuen Rechten bezeichnen. Auch dorthin schickt Herr Bergmann seine Leserbriefe.
Bislang ist „Hippie-Deutschland“ im Großen und Ganzen klug mit der Sache
umgegangen. Und dass die Deutschen nicht ganz dumm und naiv sind,
erkennt man auch daran,
dass hier die Wirtschaft floriert und die meisten ein halbwegs gutes
Auskommen haben. Wie werden die Briten in ein paar Jahren staunen, wenn
durch die Zuzügler sich zum Beispiel die Probleme in der deutschen
Rentenkasse besser lösen lassen, die Wirtschaft (die im Moment
händeringend nach Arbeitskräften sucht) sich noch besser entwickelt etc.
etc.
Und mit den nicht zu verhehlenden Schwierigkeiten wird ein Land, dass
nach dem Krieg Millionen von Flüchtlingen bei sich aufgenommen, die
Wiedervereinigung gemeistert und
die Rußlanddeutschen integriert hat, auch noch fertig.
Sehr geehrter Herr Arnold,
Ich gebe Ihnen Recht, dass „viele Bundesbürger die Lage differenziert und klug analysieren“.
Ihren Gedanken, dass sich durch Flüchtlinge die zu erwartenden Probleme in der Rentenkasse lösen lassen, und Ihre Idee, dass man die Nachfrage der Wirtschaft nach gutausgebildeten Arbeitskräften befriedigen könnte halte ich aus mehreren Gründen für falsch und sehr naiv:
1. momentan weiss niemand wieviele Millionen Flüchtlinge sich noch auf den Weg nach Deutschland machen, jedoch ist es mit den bereits anwesenden 2 Mio. und den diesjährigen 1,2 Mio.
und den 2016 und 2017 zu erwartende Millionen eine wahnsinnig hohe Zahl.
Selbst wenn nach einigen Jahren, und äußerst hohen Eingliederungsanstrengungen, nach optimistischen Schätzungen 10 – 20% davon einen Beitrag zu den Sozialsystemen leisten würden, würde das bestenfalls einen Bruchteil der Gesamtkosten decken.
2. die Wirtschaft sucht momentan lediglich in ganz speziellen Fachgebieten gutausgebildete Fachkräfte möglichst mit langjährigen Berufserfahrungen.
3. Wirtschaft verläuft immer zyklisch, das bedeudet dass auf ein Hoch zwangsläufig wieder ein Tief folgt.
Zu Glauben dass die Wirtschaft in Deutschland sich also auf dem bisherigen Niveau für die kommenden Jahrzehnte weiterbewegt, ist falsch.